Wo früher Fabriken Seife produzierten und Fischer ihre großen Schiffe vertäuten, schlängelt sich heute die Uferpromenade des Schiersteiner Hafens entlang. Die alten Fabriken sind inzwischen Wohnungen und etlichen Restaurants gewichen. Statt der Lastenkräne am Ufer liegen Yachten und kleine Boote vor Anker. Zuweilen dringt Live-Musik aus den umliegenden Gaststätten. Noch ein Glas kühler Weißwein oder ein köstliches Eis in der Hand, und ja, man fühlt sich auch mitten in Hessen wie im Hafen von St. Tropez.
Der mediterranste Stadtteil Wiesbadens vereint die unterschiedlichsten Menschen miteinander: Familien, die an der Promenade flanieren, Wanderer, die über den Rheingauer Rieslingpfad den Weg nach Schierstein finden und Wassersportler, die im Hafenbecken windsurfen, segeln oder ganz entspannt mit dem Tretboot fahren. Von hier aus legen auch die Fährschiffe ab, zum Beispiel die „Tamara“, die Ausflügler auch auf die Rhein-Insel Rettbergsaue befördert. Seitdem die Dyckerhoff-Brücke aus den 1960ern die Hafeneinfahrt überspannt, gibt’s übrigens auch einen schönen, gut drei Kilometer langen Rundweg um die Schiersteiner Riviera.
Über eine Fußgängerbrücke könnt Ihr das Hafenbecken vollständig umrunden – von ihr aus habt Ihr zudem einen beeindruckenden Ausblick auf den Rhein und die Schiersteiner Hafenpromenade. Am Weinstand direkt am Hafen versammeln sich von März bis Oktober donnerstags bis sonntags die Einheimischen für ein Gläschen Wein von den ansässigen Winzern und ein ausgiebiges Pläuschchen bis in die späteren Abendstunden. Und vielleicht erhascht Ihr einen Blick auf das Storchen-Nest samt Bewohner oben auf dem alten Fabrik-Schornstein an der Hafenstraße. Der Storch ist das inoffizielle „Scheerstaaner“ Ortswappen.
Geschichte des Hafens
Der Schiersteiner Rheinhafen wurde 1859 gebaut. In fast 144 Jahren seiner Geschichte spielte der Schiersteiner Hafen eine wechselnde Rolle. Schiersteins Fischer erlebten durch den Hafenbau eine neue Blütezeit. Rund um den Hafen eröffneten Fischrestaurants, von denen heute nur noch die "Rheinhalle" existiert. Mit der Fertigstellung des Hafens begann eine Hoch-Zeit der Flößer in Schierstein. Denn die schmalen Holzflöße aus dem Main und dem Neckar konnten im Schutz des neuen Hafens zu größeren Gebilden zusammengefügt werden. Von hier aus reisten sie weiter Richtung Norden bis nach Holland.
Ab 1958 war der Hafen Standort des Pionierbatallion 706 der Flusskompanie der Bundeswehr. Nachdem die US Navy Rhine River Patrol dort dreizehn Jahre lang ihren Stützpunkt hatte.
Als Industriehafen verlor der Schiersteiner Hafen nach dem zweiten Weltkrieg an Bedeutung. 1961 wurde der Osthafen an der Bismarcks-Aue als neuer Industrieumschlagplatz gebaut.