In die Nerostraße kommt, wer eine schöne Weinbar sucht. Oder ein gutes Buch auf englisch, ein handgebautes Fahrrad. Oder ein hübsches Café mit dem vielleicht besten Cheesecake der Stadt. Die Gegend rund um die 1879 erbaute Bergkirche ist eins der beliebtesten und gemütlichsten Spazierreviere der Landeshauptstadt. Inhabergeführte Cafés und Geschäfte wie “Dale’s Cake” oder das “Buch-Café Nero 39” sorgen für einen besonderen nachbarschaftlichen Charme. Dass es so gekommen ist, war keineswegs selbstverständlich. Noch vor 180 Jahren bezeichnete die gute Wiesbadener Gesellschaft die Wohnungen hier abwertend als “Katzelöcher”: kleine Wohnungen ohne Heizung und Toilette, in denen das Personal für die Herrschaften in den eleganten Villen unterkam.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Quartier nahezu unbeschadet – und Wiesbaden sah sich in den 1960er Jahren einem Stadtteil gegenüber, dessen 100 Jahre alte Wohnungen dem allgemeinen Standard nicht mehr genügten.
Es gab konkrete Pläne, das ganze Viertel abzureißen. Zum Glück liefen die Bürger Sturm dagegen und die Fassaden in der Nerostraße und der Oberen Webergasse blieben unangetastet. Längst sind die Wohnungen umgebaut, allerdings ist das Mietniveau für Wiesbaden noch immer vergleichsweise niedrig. Heißt auch: Wer eine Wohnung im Bergkirchenviertel hat, gibt sie so schnell nicht wieder her. Vom Atelier bis zum afghanischen Restaurant: Die Nachbarschaft hält hier zusammen und macht das Viertel zu einem der angenehmsten Quartiere der Stadt. Zur kreativen Gemeinschaft, die hier zu Hause ist, gehört auch Sabine Wittman, die hier ihr Töpferatelier “Ile 22” führt: “Das Bergkirchenviertel ist ein sehr lebendiger Kiez, in dem sich die Leute untereinander kennen.” Sabine Wittmann hat schon in Irland, Australien und Namibia gelebt, aber so richtig zu Hause, sagt sie, fühle sie sich hier im Bergkirchenviertel.
Kleinod Bergkirchenviertel - private Führung
Ein besonderes Viertel, für das sich seine Bewohner besonders in den 60er Jahren stark machten: Als die Pläne für einen großflächigen Abriss bekannt wurden, gab es massive Proteste und politische Auseinandersetzungen – und in der Folge eine behutsame Sanierung.
Gemeinsam entdecken wir die Straßen und Plätze mit französischem Charme, die wunderschöne Bergkirche, die dem Viertel ihren Namen gibt, stimmungsvolle Hinterhöfe und Szene-Lokale wie das Restaurant Kortheuer, in dem sich der Gast noch so zu verhalten hat, dass der Wirt sich wohl fühlt. Und mit auf den Heimweg geben wir Euch viele weitere Tipps zum Verweilen, Genießen, Schlendern, Erkunden und natürlich Wiederkommen!