Morde, Liebesgeschichten oder Eifersuchtsdramen sind keine Seltenheit in der pompösen Villa Clementine an der Ecke Wilhelm- und Frankfurter Straße. Seit 2002 ist hier das Literaturhaus untergebracht; bei den verschiedenen Lesungen oder Festivals bringen Autorinnen und Autoren hier regelmäßig große Emotionen und Geschichten ins Haus.
Es gäbe dafür kaum ein passenderes in der Stadt. Immerhin ließ ein Fabrikant dieses Haus ab 1878 aus Liebe zu seiner Frau Clementine erbauen. Von hier sollte sie trotz ihrer Krankheit das Treiben auf der Wilhelmstraße und die flanierenden Menschen im Park gegenüber beobachten können. Doch Clementine, die dieser Villa ihren Namen gab, starb kurz vor deren Fertigstellung. Und so wurde das Haus nur wenige Jahre später zum Schauplatz eines Polit-und-Eifersuchts-Dramas.
Die serbische Königin Natalija hatte die Villa Clementine angemietet, um hier gemeinsam mit ihrem Sohn, Kronprinz Aleksandar zu wohnen. Ihr Mann, König Milan von Serbien, und sie hatten sich getrennt; Wiesbaden hatte sich die Königin wegen des milden Klimas und der russisch-orthodoxen Gemeinde ausgesucht. Als sich Natalija jedoch weigerte, in eine offizielle Scheidung einzustimmen, ließ Milan seinen damals zwölfjährigen Sohn abholen – von seinem Kriegsminister und dem deutschen Polizeipräsidenten. Als „Wiesbadener Prinzenraub“ ging die Entführung in die politische Geschichte ein.
Übrigens: Nicht nur zur Rezeption von Literatur steht dieses Haus heute zur Verfügung. Im Dachgeschoss der Villa Clementine ist eine Stipendiaten-Wohnung eingerichtet, in der regelmäßig Autorinnen und Autoren zu Gast sind, um in Ruhe an ihren Werken zu arbeiten.
Offene Samstage im Literaturhaus Villa Clementine
Jeden Samstag, ab dem 05. Oktober 2024
13:00 - 18:00 Uhr
Das Literaturhaus Villa Clementine öffnet seine Türen für alle, die sich von der einzigartigen Atmosphäre verzaubern lassen möchten. Hier könnt Ihr in der Büchertauschstelle stöbern, die beeindruckende Architektur der historischen Villa bewundern oder einfach gemütlich ein Buch lesen. Für Erfrischungen ist gesorgt: Es gibt Kaffee, Tee und kleine Snacks. Der Eintritt ist frei, und Ihr könnt spontan vorbeischauen – keine Anmeldung nötig.